«Nebelabend»

Hier in der Türe
wo der Nebel wartet
müßte ich wütend sein
auf diesen Winter

und den Zorn um mich schlagen
als hochgeschlossenen Mantel
und hinausgehen
in die Kälte die weich zurückweicht

Aber dem Nebel
kann ich nicht böse sein
den Winter vor dem mir bang war
kann ich nicht hassen

Stillender Nebel
tröstlicher dienstbarer Dunst
ungewissen Umwölkung
der unbevölkerten Gassen

halbundurchsichtige Nachsicht
der vorsichtig tastenden Nacht
langsame Einsamkeit
fast freundliches Frösteln

Dieser Winter ist
kein Feind der eisig zupackt
kein Pack von pfeifendem Wind
und rasselnden Blättern

Auch kein Pakt mit dem Tod
dass er starrt in der starren Zeit
sondern er wartet
als würde er helfen wollen

© Erich Fried



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